4,2 Millionen Euro Förderung für Pilotprojekt zur Phosphorrückgewinnung in Südbaden


Bereits 2013 wurde im Koalitionsvertrag der Bundesregierung festgeschrieben, dass die Landwirtschaft beim Düngen auf Klärschlamm verzichten muss, denn dieser enthält zwar wertvolle Pflanzennährstoffe wie Phosphor, aber auch umwelt- und gesundheitsgefährdende Schadstoffe.  Phosphor ist jedoch ein wertvolles Düngemittel, das bislang vollständig aus wenigen Lieferländern importiert werden muss. Um hier die Versorgung sicherzustellen, empfiehlt die Phosphor-Rückgewinnungsstrategie des Landesumweltministeriums, sogenannte sekundäre Rohstoffquellen zu nutzen. Die größte sekundäre Rohstoffquelle für Phosphor ist der Klärschlamm. Das Land Baden-Württemberg und die EU fördern deshalb im Rahmen des EFRE-Programms „Innovation und Energiewende“ auch gezielt innovative Ansätze zur Klärschlammverwertung und Phosphorrückgewinnung.
         
 
Ministerialdirigent Helmfried Meinel, Amtschef im Landesumweltministerium, betonte bei der Übergabe denn auch noch einmal die große Bedeutung des Projektes des Abwasserzweckverbandes in den Bereichen Energiewende und Kreislaufwirtschaft: „Um eine langfristig tragfähige Klärschlammentsorgung sicherzustellen, müssen die Entsorgungskonzepte in vielen Regionen neu ausgerichtet werden.  Es müssen Alternativen zur Mitverbrennung in Kohlekraft- und Zementwerken gefunden werden. Und wir brauchen innovative und effiziente Technologien, um Phosphor aus Klärschlamm oder Klärschlammasche zurückzugewinnen. Mit dem nun verfolgten Konzept stellt der Abwasserzweckverband Staufener Bucht die richtigen Weichen für eine zukunftsfähige Klärschlammentsorgung und Phosphorrückgewinnung.

Das Pilotprojekt
Mit einer modifizierten Wirbelschichtverbrennungsanlage  will der Abwasserzweckverband Staufener Buch am bisherigen Kläranlagenstandort Grezhausen  (Gemarkung Breisach) Schwermetalle von der Phosphorhaltigen Asche abtrennen und diese pflanzenverfügbarer herstellen als dies bei konventionellen Klärschlammverbrennungsanlagen bisher der Fall ist. Mit der im Prozess entstehenden Wärme soll zudem Strom erzeugt werden, der ausreicht um die Verwertungsanlage zu betreiben und darüber hinaus für einen kleinen Überschuss sorgt, der die Energiebilanz der Gesamtkläranlage nahezu neutralisiert.

Mit der Anlage sollen auch die bisher zur Entsorgung des Klärschlamms notwendigen Fahrten reduziert werden. Immerhin waren zur Entsorgung der insgesamt 11300 t Klärschlamm pro Jahr ca. 150.000 km LKW-Fahrten vorwiegend zu Kohlekraftwerken in Nordrhein-Westfalen erforderlich.
Ein weiterer Vorteil der Anlage gegenüber den anderen in Betrieb und in Planung befindlichen Anlagen - meist 10 bis 20 fach größer - sind die geringen Emissionen der Anlage. Nach bereits durchgeführten Berechnungen sind diese für die Umgebung „irrelevant“.  Hinsichtlich ihrer installierten Wärmeleistung ist die Anlage mit einem Sportwagen vergleichbar.
Für den Verbandsvorsitzenden Volker Kieber ist das Projekt  ein Leuchtturm in der interkommunalen Zusammenarbeit, von der viele profitieren. Nicht nur, weil es den beteiligten Kläranlagen eine zukunftsfähige Klärschlammverwertung sichert, sondern auch weil sich die Kosten dafür, nicht zuletzt durch die Förderung von EU und Land, stabilisierend auf die Abwassergebühren auswirken.

Das technisch anspruchsvolle Projekt soll wissenschaftlich begleitet werden. “Es darf davon ausgegangen werden, dass die nationale und internationale Fachwelt interessiert auf die Ergebnisse der Pilotanlage schauen wird, die bereits 2022 in Betrieb gehen soll“, so der Geschäftsführer des AZV Staufener Bucht, Michael Hacker. Er ist sich auch sicher, dass die Ergebnisse mit hoher Wahrscheinlichkeit Einfluss auf die europäische und nationale Düngemittelgesetzgebung nehmen werden.
 


Abwasserzweckverband Staufener Bucht (AZV)

Der AZV Staufener Bucht betreibt am Standort Breisach-Grezhausen eine Kläranlage zur Reinigung der kommunalen Abwässer der Mitgliedskommunen:
Bad Krozingen, Bollschweil, Breisach, Ehrenkirchen, Eschbach, Freiburg (OT Munzingen), Gewerbepark Breisgau, Hartheim, Heitersheim (OT Gallenweiler), Merdingen, Münstertal, Schallstadt (OT Mengen), Sölden, Stauden, Wittnau.
Größtes Mitglied ist Bad Krozingen mit fast 40 % Anteil. Bad Krozingen stellt mit Bürgermeister Volker Kieber auch den Verbandsvorsitzenden. Seine Stellvertreter sind Bürgermeister Oliver Rein (Stadt Breisach) und Bürgermeister Michael Benitz (Stadt Staufen).

Der AZV ist darüber hinaus Teil der  Klärschlammverwertungsgemeinschaft Neuenburg – Breisach, die sich aus folgenden Partnern zusammensetzt (Süden nach Norden): 
Gemeinde Bad Bellingen, Kläranlage (KA) Bad Bellingen, 15000 EW
AZV Hohlebachtal, KA Steinenstadt, 16300 EW
AZV Weilertal, KA Neuenburg, 62500 EW
AV Sulzbach, KA Grißheim, 40000 EW
AZV Staufener Bucht, KA Breisach Grezhausen, 114000 EW
Stadt Breisach, KA Breisach, 81000 EW
Stadt Vogtsburg, KA Burkheim, 18.000 EW


Helmfried Meinel, Amtschef im Umweltministerium B-W. übergibt Bürgermeister Volker Kieber einen Förderbescheid für Projekt zur Phosphorrückgewinnung