Eine neue Heimat für ukrainische Heimkinder in Bad Krozingen


Nur wenige Stunden nach Beginn der russischen Invasion in der Ukraine war
klar, dass die Kinder und Jugendlichen des in der Nähe von Kiew gelegenen
„Vaterhauses“ evakuiert werden müssen. Das Kinderheim ist seit vielen Jahren ein Partnerprojekt des S’Einlädele und der Evangelischen Stadtmission Freiburg e.V., die auch die Evakuierung organisierten und koordinierten. Ende Februar kamen so 170 Kinder und Jugendliche und ihre Betreuerinnen und Betreuer in Freiburg an und wurden seitdem in städtischen Einrichtungen versorgt. Gleichzeitig war es das Ziel, den ukrainischen Heimkindern hier in Südbaden eine neue Heimat zu bieten. Mit vereinten Kräften der Landkreise Emmendingen und Breisgau-Hochschwarzwald
und den Städten Bad Krozingen, Emmendingen und Freiburg sowie den dazu eigens gegründeten Trägergesellschaften Vaterhaus gGmbH und Herzgrün gGmbH ist es mittlerweile gelungen, 87 Heimkinder des „Vaterhauses“ an den drei Standorten Bad Krozingen, Freiburg und Emmendingen unterzubringen. Die Übrigen leben im Verbund von ukrainischen Pflegefamilien. Die Vorstandsvorsitzende der Evangelischen Stadtmission Freiburg, Katja Potzies, ist erleichtert und dankbar für die große Unterstützung, die die Stadtmission bei diesem Unterfangen erfahren hat: „Ein ganzes Kinderheim in dieser Größe zu evakuieren, ist einzigartig in Deutschland. Nur gemeinsam mit allen beteiligten Partnern konnte diese große Herausforderung gemeistert werden. Dafür sind wir von Herzen dankbar.“ Auch Petra Jacobi, Geschäftsführerin der Herzgrün gGmbH, freut sich darüber, „dass wir den Kindern und Jugendlichen nun eine neue Heimat und damit auch Zuversicht
und Stabilität geben können. Denn genau das brauchen die Kinder, um sich frei entwickeln zu können.“

Landkreise und Kommunen übernehmen Verantwortung
„Uns war es von Beginn an wichtig, Lösungen dafür zu finden, die ukrainischen Kinder und Jugendlichen möglichst rasch in bestehende
Strukturen des Kinder- und Jug
endhilfesystems zu integrieren, um ihre Entwicklung gezielt zu fördern“, so die Landrätin des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald, Dorothea Störr-Ritter. Die Sozialdezernentin des Landkreises Emmendingen, Dr. Ulrike Kleinknecht-Strähle, pflichtet ihr bei: „Zum Wohl der Kinder war uns daran gelegen, gemeinsam mit den weiteren Beteiligten rasch die Grundlagen dafür zu legen, dass die Erzieherinnen und Erzieher die Kinder und Jugendlichen bestmöglich betreuen  können.“ Christine Buchheit, Bürgermeisterin für Umwelt, Jugend, Schule und Bildung, fügt hinzu: „Die Stadt Freiburg hat die Kinder des ‚Vaterhauses‘ vom Tag ihrer Ankunft an begleitet. Ich bin dankbar, dass diese große Aufgabe von den Nachbarkommunen und Landkreisen mitgetragen wird und wir gemeinsam den Kindern eine gute Perspektive für ihre Zukunft geben können.“

Drei Standorte
Eine der größten Herausforderungen in den vergangenen Monaten war die
Suche nach geeigneten Standorten für das neue Zuhause der ukrainischen
Kinder und Jugendlichen. Künftig werden die betreuten Kinder und Jugendlichen mit einem Teil der Vaterhaus gGmbH in Emmendingen ihr neues
Zuhause finden. Eine weitere Gruppe wird mit ihren Betreuer*innen in Bad
Krozingen leben, in einem zu diesem Zwecke umgenutzten Tagungshotel,
das sich in der Trägerschaft der Stadtmission befindet. Dazu Bürgermeister
Volker Kieber: „Die ukrainischen Kinder des ‚Vaterhauses‘ hier in Bad Krozingen willkommen zu heißen, ist für uns ein selbstverständlicher Akt der Solidarität, aber auch der Nächstenliebe. Da schon mehrere soziale Einrichtungen der Evangelischen Stadtmission Freiburg e.V. hier ihre Heimat
haben, war es für uns von Anfang an klar, dabei aktiv zu unterstützen, dass die Kinder in unserer Stadt nicht nur ein Umfeld der Geborgenheit finden, sondern auch die für ihre Entwicklung
notwendigen Infrastruktur bekommen, zu der auch der Schulbesuch zählt.“

Neue Träger im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe
Für das Wohl der Kinder sorgen die beiden neu gegründeten Trägergesellschaften Vaterhaus gGmbH und Herzgrün gGmbH, zwei Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe. Die fachliche Betreuung, Unterbringung
und Versorgung von 51 Kindern und Jugendlichen erfolgt durch die Vaterhaus
gGmbH, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Evangelischen
Stadtmission Freiburg e.V. Für weitere 36 Kinder sorgt die Herzgrün gGmbH, eine Schwestergesellschaft der WIESE Kinder- und Jugendhilfe GmbH. Die Herzgrün gGmbH dehnt ihr bisheriges Spektrum, in dessen Mittelpunkt der Betrieb einer Kinderkrippe und Kindertagesstätte stand, damit satzungsgemäß auf den Bereich der Kinder- und Jugendhilfe aus. Das neue Konzept im Bereich der stationären Kinder- und Jugendhilfe sieht vor, dass ukrainisches und deutsches Betreuungspersonal sich gemeinsam um die Schutzbefohlenen
kümmert.

Evangelische Stadtmission Freiburg e.V.
Seit ihrer Gründung im Jahr 1882 versteht die Evangelische Stadtmission
Freiburg e. V. ihre soziale Arbeit, in deren Mittelpunkt das Engagement
für Senioren und Pflegebedürftige, für Suchtkranke und Langzeitarbeitslose
steht, als täglich gelebten Ausdruck des christlichen Glaubens. Das S’Einlädele gGmbH, eine 100%ige Tochter der Evangelischen Stadtmission
Freiburg e.V., arbeitet seit 30 Jahren in der Ukraine-Hilfe und unterstützt
das „Vaterhaus“ seit vielen Jahren. Im September 2022 wurde die Vaterhaus
gGmbH als 100%ige Tochtergesellschaft zur Betreuung der ukrainischen
Kinder neu gegründet. Damit weitet die Stadtmission ihr Tätigkeitsfeld auf
die Kinder- und Jugendhilfe aus. Geschäftsführer der Vaterhaus gGmbH ist
Armin Rüde.

Herzgrün gGmbH
Die Herzgrün gGmbH unter der Geschäftsführung von Georg Dold-Jacobi
und Petra Jacobi betreibt eine Kinderkrippe mit zwei Gruppen für
Ein- bis Dreijährige und einen eingruppigen Kindergarten. Nun hat die
gemeinnützige Gesellschaft für die Unterbringung, Versorgung und Betreuung
der ukrainischen Kinder ihr bisheriges Tätigkeitsspektrum um die
Kinder- und Jugendhilfe erweitert.

Ukrainische Heimkinder finden neue Heimat in Bad Krozingen

Foto: Stadt Bad Krozingen