Kitas - Stadt ergreift Maßnahmen, um das Kita-System zu stabilisieren 


Die Stadt Bad Krozingen hat sich in den vergangenen Jahren besonders bei der Personalgewinnung im Bereich der Kitas eingesetzt. Somit konnten auch die vielen neuen Kitas in relativ kurzer Zeit eröffnet werden und den Betrieb aufnehmen, allein im vergangenen Jahr wurden rund 40 Personen eingestellt. Doch trotz einer Vielzahl an Maßnahmen spürt man auch in Bad Krozingen den deutschlandweit zunehmenden Fachkräftemangel, der dazu führt, dass die Belastung des  Kita-Personals immer mehr ansteigt. Dadurch haben die Herausforderungen im Bereich der frühkindlichen Bildung (hoher Krankenstand, Fachkräftemangel, erhöhter Pflegeaufwand der Kinder, Anforderungen der Eltern etc.) eine neue Dimension erreicht– eine schnelle Besserung ist nicht in Sicht. Auch wenn die Kolleginnen und Kollegen zurückmelden, dass sie sich grundsätzlich wohl bei der Stadt fühlen, geht der Bundes- bzw. landesweite Trend steigender personeller Engpässe und damit einhergehende Belastungen für das vorhandene Personal auch nicht an der Stadt Bad Krozingen vorbei. Somit muss der Kitabetrieb zusätzlich stabilisiert werden, um das System zu entlasten und z.B. plötzliche Kürzungen der Öffnungszeiten oder Gruppenschließungen möglichst zu vermeiden.

Bürgermeister fordert politische Lösung
Dazu Bürgermeister Volker Kieber: „Als Träger der Kindertagesstätten sind wir gesetzlich dazu verpflichtet, neben der Erfüllung des Rechtsanspruchs auf ganztägige Kindertagesbetreuung, die Fürsorgepflicht gegenüber unseren Mitarbeitenden auszuüben. Leider haben wir als Kita-Träger hier nur so viel Spielraum, wie es der Gesetzgeber zulässt.  Langfristig werden uns hier deshalb nur geänderte bzw.  erweiterte Regelungen zum Betreuungsschlüssel und Fachkräftekatalog helfen, den Fachkräftemangel abzumildern.  Diesbezüglich haben sich die Kommunen bereits an die Landesregierung gewandt, und um eine dringende Lösung gebeten, die es uns ermöglicht, entsprechend flexibel reagieren zu können, z.B. auch durch den Einsatz von nicht-pädagogischen Hilfskräften.  Aber auch so werden wir im Rahmen unserer derzeitigen Möglichkeiten alle Maßnahmen ergreifen, die für die notwendige Entlastung erforderlich sind und gleichzeitig den Familien weiterhin eine Planbarkeit ermöglichen. Nur so wird es uns hoffentlich gelingen, positive Effekte in der Personalfindung, Personalbindung und auch Gesundheitsfürsorge zu erzielen.“

Maßnahmen:

Reduzierung der Ganztags-Öffnungszeiten in den Randzeiten
Die Ganztags-Öffnungszeiten aller städtischen Kita-Einrichtungen sollen in der Regel an zwei Wochentagen (wird einrichtungsbezogen festgelegt) auf 16 Uhr und freitags auf 14 Uhr reduziert werden. „Im Vergleich zu drastischen Kürzungen in anderen Kommunen, beispielsweise von „Ganztag“ zu „Verlängerte Öffnungszeit“ (14 Uhr), sehen wir dies als einen gangbaren und vertretbaren Weg an, da die Randzeiten zwischen 16 und 17 Uhr sowie freitagnachmittags nicht übermäßig nachgefragt sind,“ erläutert Stephan Busch, Fachbereichsleiter Kitas & Schulen, die Entscheidung, die im Übrigen im Kita-Ausschuss, Personalausschuss und Trägerversammlung vorbereitet und abgestimmt wurde. Neue Gruppen sollen zudem vorerst nur noch bis 14 Uhr eröffnet werden.

Vergabe von Ganztagesplätzen
Ab Juni werden Ganztagesplätze künftig ausschließlich an Familien vergeben, welche den Bedarf über Bescheinigungen beider Arbeitgeber nachweisen können. Ausnahmen sind Alleinerziehende (hier genügt eine Bescheinigung) oder Bedarfsmeldungen im Rahmen der Jugendhilfe.

Einführung von Familienzentren
Ein in die Zukunft gerichteter Lösungsansatz, den die Stadt Bad Krozingen verfolgt, ist die Einrichtung von Familienzentren. Dabei ist geplant, bei den Kitas Kurgarten I und II den Status von Kindertagesstätte in Familienzentrum zu ändern und entsprechende Familienangebote zu entwickeln. Das Vorhaben soll zunächst projektmäßig gestartet und im Kita-Ausschuss nach einem Jahr evaluiert werden. Kinder- und Familienzentren nehmen neben den Kindern auch die gesamte Familie und den Sozialraum in den Blick – mit dem Ziel, Eltern und weitere Bezugspersonen in die Bildungs- und Entwicklungsprozesse ihrer Kinder aktiv einzubeziehen. Die Kitas bilden dabei einen Mittelpunkt des jeweiligen Quartiers und sollen inklusiv allen Einwohnern zur Verfügung stehen. Das Land Baden-Württemberg unterstützt seit 2016 den Weiterentwicklungsprozess von Kindertageseinrichtungen zu Kinder- und Familienzentren finanziell mit 10.000 EUR in den ersten zwei Jahren. Danach soll es von Land und Kommune getragen werden.

Organisationsentwicklung in den Kitas
Die Kitas werden ab 01.01.2024 mit einem (Zeit)Budget in Höhe einer im Tarifvertrag SuE angesiedelten 25%-S8a-Stelle je Kita, ausgestattet. Dieses soll sowohl die Leitungen entlasten wie auch Fachkarrieren ermöglichen In Absprache mit den Kitas wird Innerhalb der Kita-Organisation zudem auf eine weitere Optimierung von Arbeitsprozessen und ein ausgeklügeltes Qualitätsmanagement gesetzt. Die Gesundheitspräventation vor Ort wird noch weiter ausgebaut.

Personalfindung und Ausbildung
Um neues Fachpersonal zu gewinnen, geht die Stadt Bad Krozingen bereits jetzt neue, kreative Wege. Zum Beispiel durch offene Bewerbertage in den Kitas und durch Ausnutzung aller digitalen Kanäle bei den Ausschreibungen. So hat die Personalabteilung einen eigenen Instagram-Kanal und eine eigene Karriere-Homepage. Das Bewerberauswahlverfahren wurde optimiert, so dass mittlerweile zwischen Bewerbung und Einstellung lediglich ein bis zwei Wochen vergehen.
Das Ausbildungsprogramm wurde erweitert, neben den bekannten PIA-Programmen wird nun auch der Ausbildungsgang Sozialassisten/in angeboten.