Das ge­seg­nets­te Land der Welt sei der Breis­gau, schrieb Do­ro­thea Schle­gel 1818 bei ei­nem Auf­ent­halt in Kro­zin­gen an ih­ren Mann, be­ein­druckt von der Frucht­bar­keit der Land­schaft und der Wohl­ha­ben­heit ih­rer Be­woh­ner. Das ge­seg­nets­te Land der Welt - so mag es auch dem heu­ti­gen Be­su­cher er­schei­nen, der an ei­nem son­ni­gen Ok­to­ber­tag zwi­schen Re­ben und Obst­bäu­men mit Blick auf Schwarz­wald und Vo­ge­sen nach Bad Kro­zin­gen fährt.

Dank sei­ner gu­ten Ver­kehrs­an­bin­dung ist Bad Kro­zin­gen leicht zu er­rei­chen. Über­haupt ist die Ge­schich­te der Ge­mein­de maß­geb­lich durch die La­ge an der gro­ßen Rhein­tal­stra­ße be­stimmt. In der Rö­mer­zeit muss hier ei­ne be­deu­ten­de Sied­lung be­stan­den ha­ben, de­ren Ein­woh­ner­zahl neu­er­dings auf bis zu 5000 Ein­woh­ner ge­schätzt wird. Die Sied­lung wird in der neu ge­stal­te­ten Ab­tei­lung des Stadt­mu­se­ums um­fas­send do­ku­men­tiert. Her­aus­ra­gend sind die Fun­de von Töp­fe­rei­en mit Brenn­öfen, die im Be­reich der Stra­ßen Am Ala­man­nen­feld so­wie Am Rö­mer­brun­nen und Gärt­ner­weg nörd­lich und süd­lich der heu­ti­gen Stadt la­gen. Ober­ir­disch sicht­bar sind heu­te wie­der der Rö­mer­brun­nen an der Bun­des­stra­ße 3 und der Rö­mer­kel­ler hin­ter der Schwarz­wald­kli­nik im Kur­ge­biet. Ein Ge­biet süd­lich des Schlos­ses, wo der Kern der rö­mi­schen Sied­lung ver­mu­tet wird, ist als Gra­bungs­schutz­ge­biet aus­ge­wie­sen.

Aus ala­man­ni­scher Zeit stammt ein gro­ßes Grä­ber­feld im Be­reich der Stra­ße Am Ala­man­nen­feld, des­sen Grä­ber in den Zeit­raum vom 6. bis zum 8. Jahr­hun­dert da­tiert wer­den. Nur we­nig jün­ger ist der ers­te ur­kund­li­che Be­leg für die Sied­lung Kro­zin­gen in ei­ner Schen­kung für Klos­ter St. Gal­len. Die Ur­kun­de wird nach neu­es­ten For­schun­gen auf das Jahr 799 da­tiert.

Die Rhein­tal­stra­ße kreuz­te in Bad Kro­zin­gen den Neu­ma­gen, über den ei­ne Furt führ­te. Ober­halb der Furt er­rich­te­te man auf ei­ner klei­nen, hoch­was­ser­si­che­ren An­hö­he ne­ben der Pfarr­kir­che ei­nen Her­ren­hof, der im Be­reich des heu­ti­gen Rat­hau­ses zu su­chen ist. Die Be­deu­tung des Plat­zes im Hoch­mit­tel­al­ter ist durch ei­nen Auf­ent­halt Bern­hards von Clairv­aux be­legt, der hier 1146 oder 1147 pre­dig­te. Der Her­ren­hof wur­de im Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg zer­stört. Kir­che und Hof wa­ren mit ei­ner Mau­er und ei­nem Was­ser­gra­ben um­ge­ben (die heu­ti­ge Gra­ben­stra­ße), den man im 18. Jahr­hun­dert ver­füll­te.
Ne­ben dem Wehr­bau am Neu­ma­gen und der Sied­lung ent­lang der Han­dels­stra­ße ge­hör­ten zu Kro­zin­gen zwei land­wirt­schaft­lich ge­präg­te Sied­lun­gen, Ober­kro­zin­gen und Kems, die erst seit den 1960er Jah­ren auch bau­lich deut­lich mit Kro­zin­gen ver­bun­den sind. In Ober­kro­zin­gen ist seit dem 7. Jahr­hun­dert ei­ne Sied­lung nach­weis­bar, zu der die al­ler­dings erst im Hoch­mit­tel­al­ter er­rich­te­te Glöck­le­hof­ka­pel­le ge­hör­te.

Die Grund­herr­schaft in Kro­zin­gen war früh zer­split­tert. Her­aus­zu­he­ben sind die gro­ßen Be­sitz­kom­ple­xe der Klös­ter St. Trud­pert und St. Bla­si­en. St. Bla­si­en nutz­te Kro­zin­gen als Zen­tra­le für die Ver­wal­tung sei­ner Breis­gau­er Gü­ter. Da­für er­rich­te­te das Klos­ter 1579 die Props­tei, das heu­ti­ge Schloss. Klos­ter St. Trud­pert ver­füg­te ne­ben den Lie­gen­schaf­ten vor al­lem über das Recht, den Pfar­rer in Kro­zin­gen ein­zu­set­zen.

Mit den Her­ren von Kro­zin­gen be­saß der Ort ein ei­ge­nes Adels­ge­schlecht, das sich al­ler­dings bald aus Kro­zin­gen zu­rück­zog. Die Orts­herr­schaft wech­sel­te in der Fol­ge­zeit mehr­fach un­ter Breis­gau­er Adels­ge­schlech­tern. Die Kro­zin­ger be­wah­ren be­son­ders das An­denken an den Orts­herrn Jo­hann Hein­rich von Lan­deck (gest. 1572), der ei­ne groß­zü­gi­ge Stif­tung zu­guns­ten ar­mer Schü­ler hin­ter­ließ. Von der 2. Hälf­te des 17. bis zum Be­ginn des 19. Jahr­hun­derts üb­ten die Frei­her­ren von Pfirt die Orts­herr­schaft aus. Schon am En­de des 13. Jahr­hun­derts tauch­te da­ne­ben ei­ne selbst­stän­dig han­deln­de Bau­ern­schaft auf, aus der sich die po­li­ti­sche Ge­mein­de ent­wi­ckel­te.

Als Teil der Land­graf­schaft im Breis­gau un­ter­lag Kro­zin­gen au­ßer­dem seit Be­ginn des 15. Jahr­hun­derts ös­ter­rei­chi­scher Ober­ho­heit. Mit den vor­der­ös­ter­rei­chi­schen Ge­bie­ten ge­lang­te es zu Be­ginn des 19. Jahr­hun­derts an das Groß­her­zog­tum Ba­den.

Die neu­zeit­li­che Ent­wick­lung Kro­zin­gens blieb von der Rhein­tal­stra­ße ge­prägt. Seit der Frü­hen Neu­zeit ist an der Bas­ler Stra­ße ei­ne gan­ze Ket­te von Gast­wirt­schaf­ten nach­weis­bar, die den Rei­sen­den Er­qui­ckung bo­ten. 1742 rich­te­te Thurn und Ta­xis ei­ne Per­so­nen­post von Frank­furt nach Ba­sel ein, die in Kro­zin­gen ei­nen Hal­te­punkt er­hielt und den Ort da­mit zu ei­nem Ver­kehrs­zen­trum mach­te. Die Post­ver­bin­dung er­zwang den Neu­bau der Neu­ma­gen­brü­cke, die man mit präch­ti­gen Stein­sta­tu­en schmück­te.

Ei­ne lo­gi­sche Fol­ge von Stra­ße und Post­ver­bin­dung war der Bau der Ei­sen­bahn von Frei­burg nach Ba­sel, die der Rhein­tal­stra­ße folg­te. Der Bahn­hof Kro­zin­gen, der die Ver­kehrs­be­deu­tung Kro­zin­gens un­ter­strich, wur­de 1847 er­öff­net, wäh­rend das al­te Ver­wal­tungs- und Markt­zen­trum des Raums, die Stadt Stau­fen, erst 1894 ei­ne Zweig­bahn er­hielt, die in Kro­zin­gen an die Haupt­stre­cke an­schloss.

Mit den gu­ten Ver­kehrs­ver­bin­dun­gen wur­de Kro­zin­gen für Ge­wer­be und In­dus­trie in­ter­es­sant. Zu Be­ginn des 17. Jahr­hun­derts ließ sich hier die aus dem Aos­ta­tal stam­men­de Han­dels­fa­mi­lie Litsch­gi nie­der, de­ren er­folg­rei­che Ge­schäf­te ih­nen spä­ter die Be­zeich­nung als Fug­ger des Breis­gaus ein­brach­ten. An­fang des 19. Jahr­hun­derts er­hielt Kro­zin­gen das Markt­recht; in der zwei­ten Jahr­hun­dert­hälf­te folg­ten wei­te­re Ge­wer­be­be­trie­be, die schließ­lich zu In­dus­trie­be­trie­ben wuch­sen, so zum Bei­spiel die holz­ver­ar­bei­ten­den Be­trie­be Zim­ber und Richt­berg. Im Nor­den der Stadt ent­stand ein Ge­wer­be­ge­biet.

Über­deckt wur­de die­se Ent­wick­lung durch die Er­boh­rung der Ther­mal­quel­le im Jah­re 1911, die den Grund­stein zur mo­der­nen Ent­wick­lung Kro­zin­gens als Kur- und Bä­der­ort leg­te. Bei Öl­boh­run­gen stieß man auf ei­ne me­ter­hoch spru­deln­de Mi­ne­ral-Ther­mal­quel­le, die Ne­na-Quel­le. Nach be­schei­de­nen An­fän­gen er­fuhr die Bad Kro­zin­ger Kur in den spä­ten 1920er Jah­ren ei­nen ers­ten Auf­schwung, der sich 1933 in der Ver­lei­hung des Ti­tels Bad nie­der­schlug. In den 1950er Jah­ren folg­te ein re­gel­rech­ter Boom, der zum ra­schen Aus­bau des heu­ti­gen Kur­ge­biets führ­te. Zu ei­nem Mei­len­stein wur­de die Er­gän­zung der Kur- und Re­ha­bi­li­ta­ti­ons­an­wen­dun­gen durch das kli­ni­sche Herz-Zen­trum im Jahr 1972 (da­mals noch Be­ne­dikt-Kreutz-Re­ha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum), heu­te der größ­te Ar­beit­ge­ber Bad Kro­zin­gens.

In der Fol­ge­zeit wuchs Bad Kro­zin­gen rasch: zähl­te die Ge­mein­de zu Be­ginn der 1950er Jah­re rund 3000 Ein­woh­ner, wa­ren es zu Be­ginn der 1970er Jah­re 5500, 1975 nach den Ein­ge­mein­dun­gen der Orts­tei­le 10.000, 1985 12.000, 1995 14.000 und heu­te 21.715 Ein­woh­ner. Für die wach­sen­de Be­völ­ke­rung wur­den ne­ben der alt­her­kömm­li­chen Volks­schu­le (heu­te Jo­hann-Hein­rich-von-Lan­deck-Schu­le, Grund- und Werk­re­al­schu­le) 1971 ei­ne Re­al­schu­le (Max-Planck-Re­al­schu­le) und 1998 ein Gym­na­si­um (Kreis­gym­na­si­um) ein­ge­rich­tet.

Auf­grund sei­ner er­folg­rei­chen Ent­wick­lung er­hielt Bad Kro­zin­gen 2005 das Stadt­recht.