Saat­krä­hen in Stadt und Land
- Brutplätze und Nahrungsangebot -


Seit vie­len Jah­ren siedeln zahlreiche Saat­krä­hen in der Landschaft um Bad Krozingen und im Stadt­ge­biet. Durch die Lebensweise der großen Vögel in Kolonien zu mehreren hunderten Tieren und den hohen Nahrungsbedarf kann es zu Konflikten in der Stadt und in der Landwirtschaft kommen. Die Saatkrähen und ihre Brutbäume sind aber geschützt und die Tiere erfüllen wichtige ökologische Aufgaben in der Tierwelt, indem sie kleine Säugetiere und Insekten fressen und so als natürliche Schädlingsbekämpfer fungieren.

Nach­dem die Saatkrähen in den 80-er Jah­ren zu­nächst nur auf we­nigen Bäumen innerhalb der Stadt  brüteten, be­sie­del­ten die Saat­krä­hen ab den 90-er Jah­ren den Kur­park und Um­ge­bung. In den Jah­ren 2004 bis 2017 stieg die Zahl der Brut­paa­re im ge­sam­ten Stadt­ge­biet auf über 1.400 an. 2018 und 2019 zählte der Naturschutzbund NABU, der jährliche Erhebungen durchführt, jeweils rund 1.400 Nester. 

Seit dem Jahr 2019 steht ein Flyer der Stadtverwaltung zur Verfügung, der über die Lebensweise, den Schutzstatus, über Möglichkeiten der Lenkung des Nestbaus und das Zusammenleben mit den Saatkrähen informiert.

Im November 2017, Januar und Juli 2018 fanden drei Runde Tische statt, mit den zuständigen Vertretern der Behörden im Landratsamt und Regierungspräsidium, Landwirten, Jägern, Naturschützern sowie der städtischen Verwaltung und des Gemeinderats:

Er­geb­nis­se des run­den Tischs „Saat­krä­hen in Land­wirt­schaft & Stadt“ No­vem­ber 2017 und Ja­nu­ar und Juli 2018


Rechtslage und Bestandsentwicklung

Die Saatkrähe unterliegt als europäische Vogelart dem Schutz der europäischen Vogelschutz-Richtlinie und dem Bundesnaturschutzgesetz §44, nachdem es verboten ist, wild lebende Tiere zu stören, zu töten oder ihre Habitate zu zerstören. In der gesamten Region steigt die Zahl der Saatkrähen seit den 80 er Jahren an. In Bad Krozingen leben derzeit knapp 1400 Brutpaare, für ganz Baden-Württemberg gibt der NABU die Zahl von rund 9.000 an, für Deutschland geht man von 80-90.000 Brutpaaren aus. Im Jagdrecht sind Saatkrähen im Gegensatz zu den Rabenkrähen nicht als jagdbare Arten aufgeführt.

Krähen in der Landwirtschaft

Aufgrund der hohen Schäden durch Saatkrähen in der Landwirtschaft während der Aussaatzeit und Fruchtreife, erhalten Landwirte nach Antragsstellung beim Landratsamt eine Erlaubnis, Saatkrähen zu vergrämen. Durch das Beizen von Saatkörnern und zeitlich abgestimmte Aussaat- und Bewirtschaftungsmethoden kann der Schaden verringert werden und das Futterangebot für die Saatkrähen minimiert werden.

Ökologie und Nahrungsressourcen

Für die Größe einer Saatkrähenpopulation ist ausschlaggebend, wie groß das Nahrungsangebot in der Umgebung ist, ob geeignete Brutbäume vorhanden sind und ob natürliche Feinde oder andere Störungen vorhanden sind. Den größten Teil ihrer Nahrung finden Saatkrähen auf landwirtschaftlichen Flächen um Bad Krozingen, sie finden aber auch im menschlichen Umfeld Nahrungsreste. Geeignete Brutbäume sind meist Pappeln oder Platanen. Im Außenbereich wirkt vor allem der Habicht als natürlicher Feind, es gibt aber auch Störungen durch erlaubte Jagd auf Rabenkrähen oder genehmigte Vergrämungsabschüsse, die dazu führen, dass sich Saatkrähen zur Brut in den geschützten Raum der Städte zurückziehen. Auf hohen Bäume im Außenbereich, abseits von Siedlungen, findet man kaum Saatkrähenkolonien.

Ausnahmegenehmigungen in der Stadt

Für sensible öffentliche Bereiche, wie Kinderspielplätze und Schulen oder das Kurgebiet erteilt das Landratsamt auf Antrag eine Ausnahmegenehmigung von § 44 BNatSchG. Für die Beseitigung von Nestern oder Maßnahmen, um Saatkrähen von den Standorten fernzuhalten, zum Beispiel durch den Einsatz von Uhu-Attrappen oder durch Falkner ausgebildete Greifvögel - zu vergrämen. Anträge für private Bereiche oder aus privatem Interesse wurden bisher nicht genehmigt.

Einwirken auf die Bestandsgröße

Am runden Tisch wurden verschiedene Methoden diskutiert, die die Größe der Population der Saatkrähen in Bad Krozingen insgesamt verringern könnten. Aufgrund der Tatsache, dass sich erste Saatkrähen nach der Unterschutzstellung in der Region in den 80-er Jahren wieder ansiedelten, Ender der 90 er Jahre rund 800 Brutpaare gezählt wurden und bis heute bis zu 1400 Brutpaare um Bad Krozingen leben, ist die Belastung für Landwirtschaft und Stadt enorm. Die rechtlichen Möglichkeiten sind hier aber sehr eng, da bei solchen Überlegungen das Bundesartenschutzgesetz zu beachten ist. Neben der ökologisch wirkenden Faktoren wie Nahrungsangebot, Brutplatzangebot, natürliche Feinde und Störungen ist hier eine Methode denkbar, die vom Regierungspräsidium und dem Landratsamt für ausgewählte Standorte Unterstützung erfahren würde: an ausgewählten Standorten könnten aus  Saatkrähennestern, unter der fachlichen Begleitung eines Ornithologen Eier entnommen werden. Statt drei bis vier Eiern pro Gelege verbliebe dabei nur ein Ei im Nest. Die Brut würde von dem Saatkrähenpaar fortgeführt werden, die geringere Anzahl der Jungtiere sollte aber eine Reduktion von Lärm und Kot um die betroffene Kolonie eintreten. Die Stadtverwaltung plant für diese Methode einen Antrag zu stellen.

Förderung natürlicher Konkurrenten

Turmfalken konkurrieren genauso wie andere Rabenvögel, z.B. Elstern mit Saatkrähen um Lebensräume in der Stadt, haben allerdings keine Chance gegenüber großen Saatkrähenkolonien. Sie können allenfalls verhindern, dass sich Teilkolonien in Baumgruppen der Stadt bilden. Die Stadtverwaltung sucht Standorte im Stadtgebiet, auch private Gebäude mit einer Höhe von über 12 m Höhe, an denen  Nistkästen für Turmfalken aufgehängt werden können.

Berichterstattung der Badischen Zeitung